Der Grand Canyon – so weit das Auge reicht
Die Adresse, über die Ihr meinen Blog aufruft, deutet es ja an: Von Florida bis Kalifornien. Wörtlich würde dies bedeuten, dass man mindestens sechs weitere Bundesstaaten durchqueren müsste, um von Florida nach Kalifornien zu gelangen. Und ursprünglich war für die Zeit in den USA auch ein Roadtrip geplant, der mich durch mehrere Bundesstaaten geführt hätte. Durch meinen bereits erwähnten Zwischenstopp in Deutschland werde ich diesen Teil aber auf einen späteren USA-Urlaub verschieben. Was die Vorfreude ja bekanntlich nur verlängert 😉 Doch etwas Abwechslung muss natürlich trotzdem sein. Daher habe ich im Zuge meines Las Vegas Aufenthalts auch dem Grand Canyon und damit dem Bundesstaat Arizona einen Besuch abgestattet. Ein absolut beeindruckendes Erlebnis… Von Las Vegas aus bieten zahlreiche Veranstalter tägliche Bus- und Helikoptertouren zum Grand Canyon an. So groß die Auswahl des Veranstalters bereits ist, so kommt noch die Frage hinzu, welchen Teil des Grand Canyons man besichtigen möchte. Der nur etwa 180 Kilometer von Las entfernte „West Rim“, also der westliche Rand des Grand Canyons, bietet zwar den berühmten Skywalk, soll aber in punkto Ausblick nicht ganz so schön sein. Daher habe ich mich für die insgesamt 15-stündige Bustour zum 400 Kilometer entfernten „South Rim“ entschieden, der mit dem „Mather Point“ und dem „Bright Angel Point“ zwei der schönsten Aussichtspunkte des Grand Canyon bietet.
Doch bevor wir mit unserem voll besetzten Reisebus am Grand Canyon ankommen, steht ein kurzer Zwischenstopp am Hoover Staudamm auf dem Programm. Da dieser mit 15 Minuten in der Tat sehr kurz bemessen ist, bleibt keine Zeit für einen kleinen Spaziergang. Wir können von einem Aussichtspunkt aus aber gut die Seite des Staudamms sehen, die das Wasser des Colorado River zurück hält. Nur die andere etwa 200 Meter hohe Seite des Staudamms (theoretisch links im Bild) können wir leider nicht einsehen.
Was jedoch schnell auffällt, ist die die Tatsache, dass der Staudamm derzeit extrem wenig Wasser enthält – was auf dem Bild oben sehr gut anhand der hellen „Markierung“ im Fels zu erkennen ist. Normalerweise sollte der Wasserstand auf Höhe dieser „Kante“, also etwa 50 Meter höher sein. Laut unserem Tourguide ist der Füllstand des Staudamms aktuell mit 50% bedrohlich gering. So gering, dass bereits Verhandlungen mit anderen Bundesstaaten geführt werden, die die Lieferung von Trinkwasser sicherstellen sollen. Der Staudamm, der in den Jahren von 1931 und bis 1935 erbaut wurde, produziert heute mit Hilfe von 17 Turbinen jährlich vier Milliarden Kilowattstunden Strom.
Wer jetzt aber denkt „Wie praktisch – da kann man ja gleich das Energiespar-Sündenpfuhl Las Vegas mit Strom versorgen“ irrt jedoch. Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme des Staudamms war noch nicht abzusehen, welche Entwicklung Las Vegas einmal nehmen würde. Ein langfristiger Vertrag mit Kalifornien sorgt bis heute dafür, dass der Großteil des produzierten Stroms in den Süden des benachbarten Bundesstaates geliefert wird. Nur drei bis vier Prozent des in Las Vegas verbrauchten Stroms werden vom Hoover Staudamm bezogen. Jedoch hat der Bau des Staudamms indirekt dazu beigetragen, dass Las Vegas bereits in frühen Jahren so schnell gewachsen ist. In der Stadt Boulder City, die während der Bauarbeiten am Hoover Staudamm speziell für die daran beteiligten Arbeiter gegründet wurde, waren Alkohol und Glücksspiel verboten. Damit wollte man verhindern, dass die Arbeiter ihr verdientes Geld gleich wieder verprassen. Das taten sie stattdessen in Las Vegas 😉
Bereits die Fahrt vom Hoover Staudamm zum Grand Canyon war optisch sehr beeindruckend. Die Landschaft mit ihren unverkennbaren Felsformationen erinnert immer wieder an die alten Western, in denen John Wayne und Gefährten durch die Wüste Nevadas geritten sind. Nicht ohne Grund, denn natürlich wurden in dieser Region Amerikas viele Filme gedreht. Was aufgrund der bereits im vorherigen Beitrag erwähnten Atombombentests in Nevada für viele Mitarbeiter am Set böse Folgen hatte: Immer wieder häuften sich in den Jahren nach Dreharbeiten von Filmen in dieser Gegend Krebserkrankungen bei den Crewmitgliedern. Aber kommen wir wieder zum Angenehmen, dem Grand Canyon!
Da Eindrücke und Gefühle, die das Betrachten des Grand Canyons hervorrufen, mit Worten nicht zu beschreiben sind, will ich mich an dieser Stelle auch ausnahmsweise mal kurz halten und nur ein paar Fakten zur etwa 450 Kilometer langen Schlucht preisgeben. Im Laufe der letzten fünf bis sechs Millionen Jahren hat sich der Colorado River durch das Gestein des Colorado-Plateau gefressen. Die dabei entstandene Schlucht ist zwischen 6 und 30 Kilometer breit. An den Stellen, an denen ich die folgenden Fotos gemacht habe, sind es etwa 1.800 Meter bis zum Grund des Grand Canyons – dem Flußbett des Colorado Rivers! Und wenn man dann da steht, muss man sich genau diesen Umstand auch erst einmal bewusst machen. Man steht nicht etwa auf einem Berg und schaut in ein Tal hinab sondern da „fehlt“ einfach mal eine ganze Menge Stein 😉 Das mag sich blöd anhören, aber ich brauchte einige Zeit, um das Gesehene halbwegs verarbeiten zu können. Aber bevor ich darauf näher eingehe, gibt es erst einmal ein paar Bilder für Euch:
Natürlich geben die Bilder nicht im Geringsten die Naturgewalt wieder, die man beim Betrachten vor Ort erlebt. Zumal die Bilder wegen der Witterung und der immensen Ausmaße des Grand Canyons zum Horizont hin etwas „grieselig“ sind. Ich hoffe trotzdem, dass diejenigen von Euch, die noch nicht hier waren, einen ungefähren Eindruck bekommen. Ich habe ja etwas weiter oben geschrieben, dass ich etwas Probleme hatte, mir der Dimensionen des Grand Canyons bewusst zu werden. Denn ich konnte zu Beginn wirklich in keinster Weise die unglaubliche Größe der Schlucht erfassen. Ja, ich wusste, dass der gegenüberliegende Canyonrand etwa 25 Kilometer entfernt war. Das half aber wenig, denn auch das war noch zu abstrakt. Dann habe ich etwas ausprobiert: Mit meiner kleinen Digicam, die jedoch einen 20-fachen optischen Zoom besitzt, habe ich an zwei Stellen so weit es ging herangezoomt und mir die danach Bilder angeschaut. Erst nach dem Betrachten dieser Bilder konnte ich halbwegs greifen, wie weit unterhalb von mir z. B. der Colorado River unten im Tal floss. Hier die Bilder, die ich meine:
Vielleicht helfen ja auch Euch die Bilder etwas bei der Einordnung der Größenverhältnisse…
Auf der Fahrt zurück nach Las Vegas setzte relativ schnell die Dämmerung ein, welche ein unglaubliches Farbenspiel an den Himmel zauberte:
Doch sehr recht geschafft von den 15 Stunden und den vielen Eindrücken war ich froh, abends um 22 Uhr wieder im Hotel angekommen zu sein. Ach ja, wer von amerikanischen Eindrücken nicht genug bekommen kann, dem sei an dieser Stelle der Blog meines Kollegen Daniel ans Herz gelegt. Auf www.danielundchristine.com berichtet er von seinem Roadtrip durch Kalifornien, den er aktuell mit seiner Partnerin durchführt. Einen Besuch kann ich nur wärmstens empfehlen! 🙂 Mit welchem Thema es hier im Blog weiter geht, kann ich noch nicht genau sagen. Pläne habe ich viele – welche davon sich wann realisieren lassen weiß ich jedoch noch nicht genau.
Auf jeden Fall wird es ein paar Tage dauern bin ich mich wieder bei Euch melde – bis dahin wünsche ich Euch eine schöne Zeit in der warmen Heimat! 🙂