Key West – Der Schlüssel zur Karibik
Wie vor einigen Tagen bereits angekündigt, habe ich mich dazu entschlossen, zwei Tage auf Key West zu verbringen. Und so gerne ich bereits direkt von Key West aus berichtet hätte, die Zeit vor dem Rechner wäre mir zu schade gewesen!
Wenn man einen bestimmten Ort reist, an dem man noch niemals zuvor gewesen ist, dann hat man trotzdem bestimmte Bilder und Emotionen im Kopf, die man mit diesem Ort verbindet. Zumindestens geht es mir sehr häufig so. Und manchmal stimmen Vorstellung und Realität mehr überein – und manchmal weniger. Im Falle von Key West hatte ich eine vielleicht zu romantische Vorstellung von einer Art „kubanischen Vorort“ im Kopf. Doch natürlich hat der Tourismus auch vor Key West nicht halt gemacht. Dass ich heute nach zwei Tagen Aufenthalt trotzdem nur sehr ungerne wieder abgereist bin, sei an dieser Stelle bereits verraten. Doch zunächst möchte ich kurz auf die imposante Anreise eingehen.
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Insgesamt 450 Kilometer und etwa fünfeinhalb Stunden Fahrt liegen vor mir, als ich mich mit meinem Ford Fusion auf den Weg Richtung Key West aufmache. Über den größeren Teil der Strecke, nämlich den von Bonita Springs nach Key Largo (der ersten Insel der Florida Keys) gibt es nicht viel Aufregendes zu berichten. Außer, dass es gut ist, dass man auf diesem Abschnitt relativ zügig fahren kann 😉 Doch der „nur“ 160 Kilometer lange Streckenabschnitt zwischen Key Largo und Key West hat es dafür umso mehr in sich!
Über 40 Brücken führen mich von einer Insel zur nächsten und bieten Postkartenmotive im Minutentakt. Man kann die visuellen Eindrücke, die während der gut zweistündigen Fahrt auf einen einströmen, nicht in Worte fassen. Und auch auf Foto lassen sich diese Augenblicke nicht wirklich bannen. Zum einen kann man nur an bestimmten Stellen der Strecke anhalten und Fotos machen, zum anderen gibt meine Digitalkamera die Stimmung und das Spiel aus Licht und Farben nur sehr unzureichend wieder. Daher möchte ich an dieser Stelle allen Florida-Besuchern wärmstens empfehlen, die lange Fahrt aus sich zu nehmen und den Florida Keys einen Besuch abzustatten – es lohnt sich!!
Speziell die Streckenabschnitte, die über die zahlreichen Brücken führen, sind besonders spektakulär. Hier wäre man zu gerne Beifahrer… Auf der knapp 12 Kilometer langen „Seven Mile Bridge“ kann man auf der einen Seite die 1935 durch einen Hurrikan zerstörte Eisenbahnbrücke bewundern, auf der anderen Seite bieten azurblaues Meer und grüne Inseln ein abwechslungsreiches und beeindruckendes Bild.
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Da ist es fast schon schade, dass man nach gut zwei Stunden Key West erreicht – und erst einmal entsetzt ist. Unschöne, heruntergekommene Baugebiete und eine nicht enden wollende Baustelle begrüßt einen auf den ersten Kilometern der Tropeninsel. Nicht dass, was man sich vorgestellt hat. Der zahlreiche und zähfließende Verkehr zwingt mich aber zum Glück dazu, mich auf den Weg zum Hotel zu konzentrieren. Und von Kilometer zu Kilometer bietet sich ein anderes, ein deutlich schöneres Bild von Key West.
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Da ich durch einen Zufall ein Zimmer in einem der ältesten Hotels in der Alstadt von Key West ergattern konnte, setzte sich die imposante Architektur auch bei meiner Unterkunft und dessen Nachbarschaft fort. Das Weatherstation Inn wurde 1911 durch die US Navy erbaut und diente zunächst als Unterkunft für Offiziere. Im Jahr 1951 folgte dann die namensgebende Nutzung des Gebäudes als Heimat des staatlichen Wetterbüros welche bis in die 1970er Jahre andauerte. Seit 1997 bietet das Weatherstation Inn als Hotel vor allen Dingen Hochzeitpaaren während ihrer Flitterwochen ein himmlisches Ambiente. Ebenfalls seit 1997 betreut Barbara als Managerin und gute Seele das Haus. Nach meiner Ankunft setzen wir uns erst einmal gemütlich in zwei Ohrensessel und erzählen ein wenig. Zudem gibt mir Barbara zahlreiche Tipps für meine Zeit auf Key West. Der charmante Eindruckt setzt sich also auch bei der persönlichen Betreuung fort.
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Nach der netten Vorstellung geht es für mich aber direkt weiter in Richtung Mallory Square. Der Platz befindet sich im Westen der Insel direkt am Pier. Tagsüber ist auf dem Mallory Square eigentlich relativ wenig los. Zwar befinden sich rund um den Platz einige Museen und Sehenswürdigkeiten, wirklich voll wird es auf dem Platz jedoch nie. Das ändert sich allerdings schlagartig eine Stunde vor Sonnenuntergang. Traditionell begleiten nämlich zig Straßenkünstler die Stunde vor dem „Sunset“. Die Akrobaten, Musiker und Komödianten sind, soweit ich das beurteilen kann, allesamt sehenswert und bieten ein sehr professionelles Programm. Gedankt wird den Künstlern ihr Auftritt natürlich sowohl durch Applaus als auch durch wohlgemeinte „Tips“, also Trinkgelder. Besonders sehenswerte Sonnenuntergänge werden von den Zuschauern ebenfalls gerne frenetisch gefeiert. Um das Thema Sonnenuntergang hat sich in den letzten Jahren auf jeden Fall ein schon fast kultischer Brauch auf Key West entwickelt, der auf den ein oder anderen etwas befremdlich wirken mag. Ich finde es aber klasse! An meinen beiden Tagen auf Key West scheint übrigens tagsüber durchgehend die Sonne – zum Abend hin ziehen jedoch einige Wolken auf, wodurch der Sonnenuntergang (siehe Foto am Endes des Beitrags) vielleicht nicht ganz so spektakulär ist wie sonst. Auf jeden Fall weiß die Masse nicht so recht, was sie sagen soll 😉
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Tagsüber bietet Key West übrigens zahlreich Sehenswürdigkeiten, die allesamt zu Fuß von der Altstadt aus erreicht werden können. Dazu zählen u. a. das Shipwrecker Museum, das Mel Fisher Maritime Museum, das Aquarium, ein Schmetterling-Konservatorium und ein ganz besonderer Friedhof. Auf diesem befinden sich nämlich neben vielen skurrilen Grabsteinen auch einige sehr witzige Inschriften – mein Favorit „I told you I was sick“ 😉
Um einen ersten Überblick über die Altstadt von Key West und seine Sehenswürdigkeiten zu bekommen, bietet sich übrigens die knapp 90-minütige Fahrt mit dem Old Town Trolley an – einem alten busähnlichen Gefährt, dessen Fahrer gleichzeitig als Tourguide fungiert. In meinem Fall ist das Curry: ein schlacksiger Typ Ende fünfzig, geboren auf Key West und gesegnet mit einem rabenschwarzen Humor dass es eine Freude ist. Ich lache während der Fahrt mehrfach Tränen und falle fast vom Notsitz, auf dem Curry mich zu Beginn der Fahrt als seinen „Sidekick“ platziert. Meistens gehen die Witze aber auf meine Kosten 😉
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Nur auf eine Attraktion, die mich besonders interessiert hat, möchte ich hier noch kurz hinweisen. Wie ich bereits vor einigen Tagen geschrieben habe, war Ernest Hemingway Zeit seines Lebens in Key West verliebt und hat in den 1930er Jahren sogar acht Jahre auf der Insel verbracht. Sein damaliges Wohnhaus ist inzwischen zu einem Museum umfunktioniert worden und bietet interessante Einblicke in das Leben des weltberühmten Schriftstellers. Obwohl ich von Hemingway nur einige Kurzgeschichten gelesen habe, fand ich ihn als Person schon immer sehr interessant. Speziell seine kauzige Art und seine Vorliebe für gute Kneipen habe ich schon immer gemocht. Und so wunderte es mich auch nicht wirklich, dass Hemingway in seinem Garten das Pissoir seiner Lieblingskneipe verewigt hat – allerdings als Tränke für seine zahlreichen Katzen. Eine Legende ist jedoch vermutlich, dass Hemingway besagtes Haus einzig und allein wegen der direkten Nähe zum Leuchtturm ausgesucht hat – damit er abends volltrunken einfach den Weg zurück nach Hause finden konnte 😉
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Und Hemingway ist auch die perfekte Überleitung zu meinem letzten Thema für heute: dem Nachtleben auf Key West. Auch hier fällt es mir wieder schwer, die Atmosphäre der Insel und seiner Restaurants, Bars und Kneipen in Worte zu fassen. Also versuche es mal ganz „nüchtern“… Die Qualität des Essens (speziell der Fischgerichte) ist aus meiner Sicht wahnsinnig gut. Ich habe selten so guten Fisch gegessen wie auf Key West. Und die Küche hat, ähnlich wie die Architektur, Einflüsse aus ganz verschiedenen Kulturen aufgenommen. Manches erinnert an Spanien oder Mexiko, manches an asiatische Gerichte. Vor allen Dingen finden sich aber viele exotisch-tropische Einflüsse, z. B. von den Bahamas in der Küche Key Wests wieder.
Die Bars und Kneipen sind extrem gemütlich und haben ein sehr gutes Angebot an Bier, Wein, Cocktails und natürlich Schnaps. Aufgrund der nur knapp 150 Kilometer bis Kuba darf der Rum auf Key West selbstredend nicht fehlen. Zudem spielen in fast allen Lokalitäten durchgehend Live-Bands, was der Stimmung zusätzlich gut tut. Wenn ich für eine Empfehlung eine Kneipe auf Key West nennen müsste, auch wenn die in jedem Reiseführer genannt wird, würde ich Sloppy Joe’s Bar nennen. Eben jene Bar, aus der Hemingway seinerzeit das Pissoir entwendet hat. Auch wenn sich die heutige Bar nicht mehr am selben Platz befindet wie zu ihrer Gründung, wurde sie bereits im Jahr 1937 originalgetreu inklusive des ursprünglichen Mobiliars zwei Häuser weiter wieder eröffnet.
Wenn ich den Gesamteindruck des Nachtlebens auf Key West beschreiben sollte, dann würde ich diesen vermutlich mit meiner Vorstellung von New Orleans vergleichen. Sehr offen, sehr liberal, nicht nur aufgrund der Temperaturen heiß, feuchtfröhlich und dabei sehr herzlich und sympathisch…
Ich könnte noch so viel mehr über Key West erzählen und berichten… Mal schauen, vielleicht folgt ja in den kommenden Wochen nochmal ein Nachschlag. Zunächst einmal möchte ich hiermit aber das Kapitel Key West beenden,
Und wenn man einen Blogbeitrag mit einem Sonnenaufgang auf Key West beginnt – dann sollte man ihn logischerweise auch mit einem Sonnenuntergang auf Key West beenden. Gesagt, getan 😉
Da ich in den kommenden Tagen hier in Florida Besuch bekomme, werde ich voraussichtlich nicht jeden Tag dazu kommen, einen neuen Beitrag zu schreiben. Aber mit dem Lesen des heutigen Beitrags seid Ihr ja sicherlich eh zwei Tage beschäftigt 😉
Es würde mich freuen, wenn wir alle paar Tage mal wieder hier im Blog reinschaut… Bis dahin: Alles Gute und schöne Grüße in die Heimat!
Sehr schön von Dir zu lesen! Macht viel Freude .
Ah, daher der Korb! 😉
Super Artikel, danke für die tollen Einblicke! Die Texte lassen mich an deinen kreativen Schreibfluss in Verbindung mit einem Pils erinnern.. 😉 Viel Spaß weiterhin!